Ich beobachte immer wieder Pärchen und versuche zu erraten, wie lange sie schon zusammen sind. Ich ahne das anhand kleiner Gesten: Ein frisch verliebtes Pärchen beispielsweise kann von einander gar nicht loslassen. Sie strahlen sich gegenseitig an, hören sich aufmerksam zu, kuscheln, ihre Hände berühren sich sanft und sie flirten miteinander. Schwieriger ist das bei den Paaren, die schon etwas länger zusammenlebenden. Da lassen diese Zeichen mit der Zeit nach – vor allem, wenn der Alltag einkehrt.
Wenn der Alltag kommt
Beim Umgang im Alltag bleibt nicht viel Zeit und Raum – oder viele Pärchen nehmen sich diese Zeit einfach nicht mehr. Spätestens, wenn die Kinder da sind. Und das, was am Anfang so intensiv gelebt wurde wie Kuscheln, gemeinsam Lachen, aufmerksam Zuhören, Komplimente und Austausch von verliebten Blicken, das geht bei vielen im Alltagsstress unter.
Ich kann nicht für die Männerwelt sprechen, aber als Frau weiß ich, dass mir der tägliche Austausch von kleinen Zärtlichkeiten sehr wichtig ist. Zum Beispiel eine Umarmung, ein Kuss, ein Kompliment oder das Gefühl zu haben, ich werde geschätzt und geliebt. Jeder weiss, dass die antreibende Kraft einer Beziehung erstens die Gefühle sind, zweitens das Interesse füreinander und drittens in einer dauerhaften Partnerschaft beide Partner etwas für diese Beziehung beitragen müssen.
Zuwendung ist der Schlüssel
Meiner Beobachtung nach, können Männer sehr tiefgehende Gefühle haben. Sie zeigen sie auch und leben sie aus. Erst neulich habe ich wieder diese Zuwendung beim Spaziergang erlebt: zärtliches Streicheln, geduldig mit unvorstellbarer Hingabe. Seine Frau könnte sich wirklich glücklich schätzen – aber sie wirkte hungrig und frustriert. Ich weiß nicht, wie vielen Frauen es noch so geht. Der Grund dafür ist offensichtlich. Würde sich dieser Man nur halb soviel um seine Frau bemühen, wie er es bei seinem Auto tut, würde das die Partnerschaft wieder beleben.
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